Artikel Saalezeitung vom 31.03.2011
30.03.2011 Ort: Zeitlofs Von: Ralf Ruppert Saale-Zeitung
Übergabe - Der Bayerische Blinden- und Sehbehindertenbund übergibt die Trägerschaft des Zeitlofser Pflegeheimes an die landkreiseigene Carl-von-Heß´sche Sozialstiftung. Neuer Name lautet "Seniorenheim Haus Raphael".
Heute geht eine Ära zu Ende: Nach 65 Jahren zieht sich der Bayerische Blinden- und Sehbehindertenbund (BBSB) weitgehend aus Zeitlofs zurück. Morgen, am 1. April, übernimmt die Carl-von-Heß´sche Sozialstiftung die Trägerschaft des Altenpflegeheims Zeitlofs mit 41 Pflegeplätzen, das in Zukunft unter dem Namen "Seniorenheim Haus Raphael" firmiert. Symbolisch überreichte gestern Otto Umscheid vom BBSB-Landesvorstand den Hausschlüssel an Marco Schäfer, den Vorstand der landkreiseigenen Heß´schen Stiftung.
"Der BBSB freut sich, mit der Sozialstiftung einen Träger gefunden zu haben, der über langjährige Erfahrung in der Altenpflege verfügt", hieß es gestern in einer gemeinsamen Erklärung des alten und neuen Trägers. Beide Seiten hatten den Wechsel Ende Juli 2010 angekündigt. Weiter heißt es, dass alle betroffenen Mitarbeiter ein neues Beschäftigungsangebot erhielten: "Die meisten nahmen es an. Die damit verbundenen Einkommenseinbußen federt der Sozialplan ab, den der BBSB und der Betriebsrat des Altenpflegeheims Zeitlofs gemeinsam geschlossen haben."
"Das war für das Personal ein Schock, weil es plötzlich so schnell ging", erinnert sich Betriebsratsvorsitzende Yvonne Granzin. Die 39-jährige Zeitlofserin ist stellvertretende Küchenleiterin. Im Frühjahr, also vor gut einem Jahr, habe der BBSB angekündigt, dass das Haus verkauft werden soll. Dass bereits im Juli mitgeteilt wurde, dass Küche, Hauswirtschaft und Wäscherei wegfallen, war die Unruhe in der Belegschaft dennoch groß.
Nach acht Monaten und vielen Verhandlungen ist die Betriebsratsvorsitzende überzeugt: "Wir haben die bestmögliche Lösung gefunden." Vor allem für die Pflegekräfte unter den insgesamt 26 Beschäftigten ändere sich mit der Umstellung morgen so gut wie nichts. "Klar, die Arbeitsplätze sind weg, aber die Stiftung hat sich sehr bemüht", ist Granzin insgesamt auch mit der Lösung in den Bereichen Küche, Hauswirtschaft und Wäscherei zufrieden. Neun Angestellte waren hier betroffen, zwei gehen in die Arbeitslosigkeit.
Die Aufgaben der bisherigen Wäscherei übernimmt eine private Firma, in der Hauswirtschaft bleiben drei Arbeitsplätze erhalten, in der Küche zwei. Mit Unterstützung des BBSB hatten einige Mitarbeiter die Möglichkeit, sich auf andere Stellen zu bewerben, so bildet sich Yvonne Granzin etwa zur Betreuungsassistentin fort.
"Wir sind sehr herzlich und angenehm aufgenommen worden", fällt auch die Reaktion von Heimleiterin Karin Karousch positiv aus. Und: "Nach dem ersten Schrecken für die Mitarbeiter verliefen die Verhandlungen sehr gut." Wie auch die anderen Häuser der Heß´schen Stiftung bleibt das Pflegeheim Zeitlofs weitgehend eigenständig, so Karousch.
Landrat Thomas Bold (CSU) lobte die "kurzen und sehr fairen" Verhandlungen mit dem BBSB und betonte, dass der Stiftungsrat dem Kauf im Juli 2010 ohne Zögern zugestimmt habe. Die Übernahme bezeichnete Bold als "Verpflichtung, den guten Ruf dieser Einrichtung fortzuführen". Bold betonte, dass die Heß´sche Sozialstiftung nicht auf Expansion aus sei, sondern eine qualifizierte und flächendeckende Pflege gewährleisten wolle.
BBSB-Landesgeschäftsführer Christian Seuß verwies darauf, dass der Verein sein Altenpflegeheim aus wirtschaftlichen Gründen verkaufen musste: "Zudem verringerte sich nach und nach der Anteil sehbehinderter und blinder Bewohner, so dass es für die Selbsthilfeorganisation immer schwieriger wurde, jährliche Defizitausgleiche zu rechtfertigen." Der BBSB bleibe der Einrichtung aber auch über den Trägerwechsel hinaus sehr verbunden, unter anderem werden neue im Umgang mit blinden und sehbehinderten Menschen fortgebildet.
"Sicher hat es einige Veränderungen gegeben, aber das grundsätzliche Ziel, das Haus und die meisten Arbeitsplätze zu erhelten, haben wir erreicht", betonte Stiftungsvorstand Marco Schäfer. Die Carl-von-Heß´sche Sozialstiftung sei "ein guter neuer Träger, der sich seiner Verantwortung bewusst ist", so Schäfer.
Fotos: Ralf Ruppert