Artikel aus der Saalezeitung vom 05.09.2012
VON UNSEREM REDAKTIONSMITGLIED EDGAR BARTL
Bad Kissingen - In Erinnerung geblieben ist Carl von Heß als warmherziger Wohltäter und Gründer einer nach ihm benannten Stiftung, die mehrere Senioren- und Pflegeheime im Landkreis unterhält. Allerdings musste von Heß das Geld, das er so großzügig spendete, auch zunächst verdienen: als Hotelier. Damit befasst sich ein Kapitel in Werner Eberths Buch über den unvergessenen Wohltäter, der sich eigentlich Karl von Hess schreibt. Er hat es im Auftrag der Carl von Heß'schen Stiftung Hammelburg anlässlich des 140. Todestages verfasst. Es baut auf einer Schrift von Werner Eberth aus dem Jahre 1997.
Die Mutter von Karl von Hess war die Hammelburgerin Gertraud Wankel, sein Vater der fuldische Hofrat Philipp von Hess. Der Filius besuchte das Hammelburger Gymnasium, dann studierte er Philosophie und Forstwirtschaft. Er widmete sich seinem Gut in Schwärzelbach. Dann baute er in Bad Kissingen ein Hotel. Es war zunächst namenlos („Haus von Herr von Hess") und heißt heute
Hotel „Kaiserhof Victoria". Entworfen hat den zunächst dreigeschossigen Bau der Stararchitekt Johann Gottfried Gutensohn, der auch den Kursaal in Bad Brückenau sowie die Häuser Boxberger und Dr. Balling errichtet hat. Das Hotel hatte unter anderem 49 Zimmer, zwei Salons, neun Badekabinen, Pferdebestände und Remisen.
Es galt als das beste Haus am Platz. Werner Eberth: „Damit hat Karl von Hess eine Menge Geld verdient, wie so viele hier. Damals war die Kur eine Goldgrube." Unter anderem ist Österreichs Kaiserin Elisabeth („Sisi") mit Entourage und unter einem Decknamen - Gräfin von Hohenembs - hier abgestiegen.
Das Vermögen von Karl von Hess soll 284 000 Gulden betragen haben. Nach heutigem Geld wären das rund vier Millionen Euro. Es bildete den Grundstock für die Carl von Heß'sche Krankenhaus- und Sozialstiftung. Wer mehr über die ebenso wechselhafte wie interessante Geschichte des Hauses erfahren will: Werner Eberth hält am Mittwoch, 5. September, um 19.30 Uhr einen Vortrag im Hotel „Kaiserhof Victoria"
Dabei geht es auch um eine Willkomm-Pforte, die das Staatsbad errichten ließ, als 1865 das Kaiserpaar Sisi und Franz Josef 1. zu einem Inkognito-Besuch kam. Werner Eberth hat den farbig angelegten Entwurf des Künstlers Michael Arnold im Stadtarchiv gefunden.
Nach dem Tod von von Hess übernahm Heinrich Culmbacher das Haus, stockte es auf und nannte es „Hotel Victoria". 1981 erwarb es die Arbeiterwohlfahrt und wandelte es in ein komfortables Kurheim um. Das war nicht auf Dauer von Erfolg gekrönt.
Heute betreibt es die Hotel Kaiserhof Victoria GmbH. Geändert, so Werner Eberth, hat sich auch der Aufgabenbereich der Carl von Heß'schen Stiftung. Sie sollte sich den Waisen und Kranken widmen. „Davon ist eigentlich nichts mehr übrig." Heute betreibt die Stiftung vier Seniorenheime in Hammelburg, Bad Brückenau, Münnerstadt und Zeitlofs mit insgesamt fast 330 Plätzen.
Gedenkschrift: Das Buch von Werner Eberth „Karl von Hess - der unvergessliche Wohltäter Hammelburgs" ist im Theresienbrunnen-Verlag er schienen. Es hat eine Auflage von 275 Exemplaren, 228 Selten und zahlreiche Bilder. Erhältlich ist es beim Autor (Telefon: 0971/ 612 87, E-Mail:
