Generalistische versus konventionelle Ausbildung - Altenpflege-Azubis resümieren

StElisabeth Azubi 2017 Kiesel Bonfigt WEBv.l.n.r.: Monika Albert, Pflegedienstleiterin, Margit Kiesel, Lea Bonfigt (beide Absolventinnen der Pflegeausbildung und Renate Schiefer, Heimleiterin des Seniorenzentrums St. Elisabeth)Während eines Praktikums stellte Lea Bonfigt fest: „Eine Ausbildung in der Altenpflege könnte etwas für mich sein.“ Ziemlich genau vor einem Jahr wechselte sie während ihrer Ausbildung ins Münnerstädter Seniorenzentrum St. Elisabeth. Zu diesem Zeitpunkt lagen bereits zwei Jahre der „generalistischen Ausbildung zur Pflegefachkraft“ hinter der jungen Frau.

Damit ist die Eltingshäuserin eine der ersten Lehrlinge dieser neuen Ausbildungsmethode. Die „generalistische Ausbildung“ anzustreben war eine bewusste Entscheidung von Lea Bonfigt. „Man sieht einfach sehr viele Bereiche der Pflege. Das fand ich toll“ so die junge Absolventin. Bisher ist die Schweinfurter Staatliche Berufsschule Alfons Goppel eine der wenigen Fachschulen, die bereits beide Ausbildungsmodelle anbietet.

Renate Schiefer, Heimleiterin des Seniorenzentrums St. Elisabeth, kann ebenfalls einen Unterschied zwischen der generalistischen und konventionellen Ausbildungsmethode erkennen: „Während der Generalistik werden die Schüler deutlich vielseitiger ausgebildet. Dies merkt man vor allen Dingen im medizinischen Wissen.“ Der Eindruck lässt sich leicht erklären. In der neuen, generalistischen Ausbildung zur „Pflegefachkraft“ werden die Lehrlinge in der Kinderkrankenpflege, Krankenpflege, Psychiatrie, im ambulanten Bereich und in der Altenhilfe ausgebildet. Der Anteil der Praktikumszeit in externen Einrichtungen ist bedeutend größer, da die Azubis in allen Bereichen Praktika machen müssen. Mit der bestandenen Ausbildung können die „Generalisten“  in allen genannten Pflegeberufen tätig sein. In der konventionellen Ausbildung wird der praktische Teil (Psychiatrie, Geriatrie und Altenhilfe) in manchen Pflegeheimen quasi ausschließlich in der Ausbildungs-Einrichtung absolviert.

Zudem sind die Prüfungen unterschiedlich angelegt: In der Generalistik sind diese deutlich umfassender. Lea Bonfigt jedenfalls ist rückblickend sehr zufrieden, denn sie hat allen Grund zu jubeln. Sie darf sich seit einigen Tagen, mit Bestehen der Prüfungen, „Examinierte Pflegefachkraft“ nennen. Während eben dieser Tage kann sich eine weitere Auszubildende des Seniorenzentrums St. Elisabeth freuen. Margit Kiesel  schloss zur gleichen Zeit wie Lea Bonfigt ihre Ausbildung ab. Die Absolventin erlernte den gleichen Beruf, ist nun jedoch Trägerin eines anderen Titels: „Examinierte Altenpflegefachkraft“. Denn Margit Kiesel absolvierte, ebenfalls innerhalb von drei Jahren, die konventionelle Ausbildung.
Nicht nur die Art und Weise der Ausbildung unterscheidet die beiden Damen – auch deren Biografie klingt sehr unterschiedlich.

Während Lea Bonfigt 20 Jahre alt ist, begann Margit Kiesel ihre Ausbildung mit 43. „In meinem früheren Beruf als Schneiderin war ich 27 Jahre tätig. Ich hätte mir nicht vorstellen können als Altenpflegerin zu arbeiten.“
Über die Arbeitsagentur kam sie zur Altenhilfe und absolvierte ein Praktikum im Münnerstädter Seniorenzentrum St. Elisabeth. „In einem Gespräch hat mir Frau Schiefer alle meine Bedenken genommen“ erinnert sich die Altenpflegefachkraft.

Mittlerweile ist Margit Kiesel voll und ganz in der Altenpflege angekommen. „Ich wurde vom Team super aufgenommen und bekomme in meiner täglichen Arbeit so viel Dankbarkeit von Bewohnern und Angehörigen. Dennoch glaube ich, dass das Betriebsklima entscheidend ist. Ich komme jeden Tag gerne auf die Arbeit und nur so kann man diesen Beruf ausüben“ berichtet die leidenschaftliche Absolventin.

Für die Zukunft haben die beiden „frisch gebackenen“ Pflegefachkräfte  auch schon Pläne: 
Lea Bonfigt beginnt am 01. September ihre Arbeit im neu eröffnenden Seniorenhaus Euerdorf, das ebenfalls zur Carl-von-Heß’schen Sozialstiftung, der Trägerstiftung des Seniorenzentrums St. Elisabeth gehört.
„Ich freue mich riesig, dass ich im Seniorenzentrum St. Elisabeth bleiben kann“ erklärt Margit Kiesel etwas erleichtert. „Erstmal werde ich zwar die Bücher zulassen, dann aber möchte ich mich weiterbilden“ gibt die wissbegierige Altenpflegerin zu.

Zuvor bleibt den beiden Damen jedoch noch etwas Zeit zum Feiern – nebenbei bemerkt schloss Margit Kiesel mit einem Notendurchschnitt von 1,3 als zweitbeste Absolventin des Berufsbildungszentrums Münnerstadt ab.
„Sicherlich haben wir in den Einrichtungen einen Profit in Bezug auf die generalistische Ausbildung: Die Fachkompetenz wird definitiv steigen. Allerdings wird durch diese Form und die Möglichkeiten der neuen Ausbildung der Kampf um die bestehenden Pflegefachkräfte noch größer werden. Wir hoffen, dass die Politik auch hierfür eine Antwort hat“ resümiert Monika Albert, Pflegedienstleiterin des Seniorenzentrums St. Elisabeth, abschließend etwas nachdenklich.

Exkurs:
Ab dem 01.01.2020 gilt für alle angehenden Pflegefachkräfte verpflichtend die Ausbildung nach der „Generalistik“. Demnach erhalten sowohl Kinderkrankenpfleger, Krankenpfleger als auch Altenpfleger ein und die gleiche Ausbildung. Bis dahin können die Auszubildenden zwischen der konventionellen Methode, bspw. einer Ausbildung ausschließlich zum Altenpfleger, und der Generalistik wählen.  In der Generalistik werden den Lehrlingen in den ersten beiden Ausbildungsjahren gemeinsame Lerninhalte vermittelt. Wer sich zu Beginn der Ausbildung für die Alten-, Kranken oder Kinderkrankenpflege entschieden hat, kann sich nach diesen zwei Jahren nochmal neu entscheiden. Die Auszubildenden können ab dem dritten Ausbildungsjahr die generalistische Ausbildung fortsetzen oder zwischen Kinderkranken- oder Altenpflege wählen. Wer nach dem zweiten Jahr seine Ausbildungszeit beendet, kann den Abschluss zur Pflegeassistenz erlangen. Die anschließenden Einsatzmöglichkeiten sind flexibel.

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